Die Kirgisischen Vornamen
Bedeutung und Poetik erklärt an den Namen unserer AustauschschülerInnen
Sie klingen für unsere Ohren sehr exotisch und es ist am Anfang sehr schwer, sich manche dieser Lautkombinationen zu merken. So ging es zumindest mir als Lehrer, als ich die ersten Klassen hier in Osch unterrichten durfte.
Erst mit der Zeit hatte ich sie mir merken können, ihre Schönheit gespürt und schließlich auch ihre Bedeutung verstanden.
Kirgisische Namen sind sprechende Namen, man kann sie wunderbar ins Deutsche übersetzen und muss nicht erst lange in einem etymologischen Wörterbuch nachschlagen. So war es mir auch möglich mir sehr schnell einen gewissen kirgisischen Wortschatz anzueignen.
Die einzelnen Teile der Namen bestehen zumeist aus Nomen, Verben und Adjektiven. Aber auch grammatische Endungen, grammatische Morpheme können anhand der Namen gelernt werden.
Das Schönste an diesen Namen ist aber die Tatsache, dass sie sehr viel über das Land, die Kultur und den nomadischen Ursprung berichten.
So spiegeln sehr viele Namen Dinge aus der Natur, der Gesellschaftsstruktur und dem sozialen Denken wieder.
Man kann auch an den vielen Namen ablesen, dass diese Gesellschaft stark patriarchalisch geprägt ist und die Frauen oft nur eine ästhetische Nebensache sind.
Doch vor allem klingen sie wunderschön, diese kirgisischen Voramen
Als Beispiele möchte ich nun die Bedeutung der Namen von den Personen erklären, die im Mai 2009 in Bad Tölz waren:
Weibliche Vornamen:
Aisuluu |
Schöner Mond; Ai = Mond, suluu = schön |
Aksana |
Reine Sehnsucht: Ak = weiß, rein, sana =Sehnsucht |
Dschasgül |
Frühlingsblume; Dschas = Frühling, gül = Blume |
Dschumagül |
Freitagsblume; Dschuma = Freitag, gül = Blume. Dieser Name ist ein religiös motivierter Name. Man nennt ein Kind so, wenn es an einem Freitag geboren wurde. |
Madina |
Der Name kommt von der Stadt ‚Medina’ und wurde so ins Kirgisische übernommen. |
Machabat |
Liebe |
Nasgül |
launische Blume; Nas = launisch, gül = Blume |
Turduaiym |
gesund gebliebene Frau; tur = steh, turdu (hier) = stehen geblieben, aiym =
Frau. Erklärung: Wenn eine Frau mehrere Kinder geboren hatte, die alle
gestorben sind, kann das Mädchen Turduaiym genannt werden, um den
Wunsch auszudrücken, dass dieses Kind am Leben bleiben möge |
Männliche Vornamen:
Anarbek |
Granatapfelherr; Anar = Granatapfel, bek = Herr, Herrscher |
Askar |
Schneeberg; gemeint ist der höchste, mit Schnee bedeckte Berg |
Rachmatilla |
Goldener Dank; Rachmat = Dank, auch: danke, tilla = Gold |
Samat |
ewig, für immer (kommt aus dem Arabischen) |
Sandscharbek |
Festungsmauerherr; Sandschar = Festungsmauer (ar.), historisch war damit auch eine Fronmauer gemeint, bek = Herr, Herrscher |
Tairbek |
reiner Herr; Tair = rein (auch Arabisch), bek = Herr, Herrscher |
Urmatbek |
Ehre-Herr; Urmat = Ehre, hohes Ansehen, Achtung, bek = Herr, Herrscher |
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Für Frauennamen werden vor allem Motive aus der Natur, die deren Schönheit zeigen, verwendet. Für das Auge und die Sinne werden die Erscheinungen ausgewählt, die für den Menschen das Angenehme, das Paradiesische des Lebens zeigen.
Deshalb tauchen Blumen unendlich viele auf, ganze Wiesen, der Frühling erblüht, Vögel zwitschern - und das schon in der Morgenröte. Geschmückt mit Korallen, Perlen und Gold, schmecken die Frauen nach Erdbeere, Granatapfel, nach Honig und Rosine. Und stets sind sie schön, bunt, süß und zudem wohlriechend. Sie sind Mädchen, Töchter, Feen und Königinnen in einer Welt, in der sie aber nichts zu sagen haben, denn die Männer sind es eigentlich, die diese beherrschen.
Die Namen vergleichen die Vertreter des starken Geschlechts mit Löwen und Tigern und dem heimischen stolzen Schneeleoparden, denn sie sind die Inkarnation von Stärke, Ehre und Männlichkeit. Männer haben Verstand und geschickte Hände, sind edel, stark und hart wie Eisen, können aber auch immer wieder großzügig sein, standhaft und wahrhaftig. Helden sind sie, auch und vor allem wenn sie das Schwert und die Axt schwingen.
(Klappentext zu dem Buch ‚Auch eine Frühlingsblume liebt das Mondlich)
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Mehr und wesentlich ausführlicher können Sie in dem Buch ‚Auch eine Frühlingsblume liebt das Mondlicht’ nachlesen. Dort finden Sie nicht nur weit über 1500 kirgisische Vornamen, sondern vor allem auch Texte zur kirgisischen Kultur und vier Erzählungen, in denen kirgisische Namen in literarischer Form dargeboten werden (siehe Service).
Martin Fluch (Lehrer/Osch)
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