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Das Vorwort eines Lehrers
Ein derartiges Projekt ist sowohl inhaltlich, als auch pädagogisch eine Herausforderung. Was kann man als deutscher Lehrer von den kirgisischen Schülern erwarten, was muss man verlangen. Wie weit lässt man den einzelnen Schülern als auch Arbeitsgruppen Freiraum und wann und wo muss man wieder Grenzen setzen?
Während der Projektarbeit hat sich allerdings ein gewisser Automatismus eingespielt und auch die Bereitschaft der Schüler, sich in ihrer Freizeit mit diesem Projekt zu beschäftigen ist gestiegen.
So ist es einer einzigartigen Atmosphäre zu danken, dass ein solches Produkt, das wir nun der Welt präsentieren können, entstehen konnte.
Die Idee
Als unsere Schüler Mitte Mai 2007 aus Bad Tölz zurückgekommen waren, standen der letzte Schultag und die Prüfungen vor der Tür. Und niemand hatte sich darum gekümmert, dass zu diesem Austausch Texte entstehen, die u. U. auch veröffentlicht werden könnten.
Im Herbst 2007 begannen wir dann gemeinsam einige wenige Ideen zu erarbeiten und in Rubriken einzuteilen. Aus der geplanten Schülerzeitung wurde allerdings wegen einer intensiven DSD-Prüfungsvorbereitung nichts. Dennoch war ein erster Grundstein gelegt.
Als im Mai 2008 der Gegenbesuch der Bad Tölzer Schüler vor der Türe stand, gab es viele Ideen, was man wie und mit wem weiter machen könnte. Wie man das Projekt ‚Lebens- und Wohnwelten’ in vorzeigbare Produkte ummünzen könnte.
Die Idee einen Film zu produzieren wurde geboren. Einige mögliche Inhalte dazu steuerten auch Schüler bei, die ein Jahr zuvor in Bad Tölz gewesen waren.
Die Texte, die sie nach ihrer Rückkehr geschrieben hatten, waren in einem Ordner gesammelt, einige von ihnen recht brauchbar. So kam auch wieder diese anfängliche Idee auf, eine Schülerzeitung zu produzieren, die diesen Austausch und alles damit Zusammenhängende thematisiert.
Dennoch dauerte es bis Januar 2009, bis schließlich ein gemeinsames Konzept für eine Web-Site erstellt werden konnte.
Die Schüler der 11. und 10. Klasse, vor allem die Gruppe, die für den Besuch 09 in Tölz in Frage kommen würde, begannen, Textideen zu Kultur und Leben zu entwickeln.
Die Projektarbeit
Über Ideensammlungen zu möglichen Rubriken (Orientierungshilfe bot eine in der Ukraine produzierte Schülerzeitung), wurden in Gruppenarbeit Textideen gesammelt.
Einzelne Schüler, aber auch Kleingruppen suchten sich die Ideen aus, zu denen sie etwas schreiben wollten.
Diese wurden dann immer wieder mitgebracht, besprochen, korrigiert und es wurde diskutiert, wie dieser Text ausgebaut werden könnte, was vielleicht fehlt. Die Kreativität der Schüler konnte durch viele andere Textbeispiele stimuliert werden.
Die sprachliche Korrektur des Lehrers war nahezu die einzige Hilfe. So kam es zum Teil bis zu fünf, sechs Überarbeitungen des jeweiligen Textes.
Und dann mussten auch noch viele Schüler lernen, einen Text auf dem Computer zu tippen, zu formatieren, um ihn dann, nach der Endkontrolle, auf einem Stick abzugeben.
Das Ziel
war es vor allem, das Kreativpotential der Schüler zu fördern, die Schreib- und die Sprachkompetenz zu erhöhen und Verantwortung innerhalb der Gruppe und für das Gesamtprojekt zu übernehmen.
Es soll sich in der Zukunft durch diese Web-Site aber auch ein interaktives Portal entwickeln, in dem interkulturelles Lernen auch elektronisch möglich sein wird.
Denn nicht nur Vorurteile, Stereotype sind es, die einer interkulturellen Begegnung einen negativen Anfang bescheren, es ist vor allem auch die Angst. Die Angst vor dem Unbekannten. Und diese lässt bei Begegnungen oft die Augen schließen für das Schöne und Besondere der anderen Kultur.
Diese Web-Site soll somit auch helfen Ängste zu nehmen, soll zeigen, dass das unbekannte und geheimnisvolle Kirgistan in vielen Dingen menschlich bekannt und genauso weltlich ist wie jeder andere Kulturraum. Kirgistan ist plötzlich nicht mehr kalt und unheimlich, sondern warm und herzlich.
Und so soll auch künftig die bayrische Kultur mehr in den Fokus treten, sich präsentieren und somit auch mit den kirgisischen und allen anderen nicht deutschen Schülern in den direkten Dialog treten.
Martin Fluch (Lehrer/Osch)
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